Trotz dunkler Vorzeichen - die Schweiz gewinnt den
Davis-Cup!!!
Frankreich -
Schweiz
So lautet die Finalbegegnung beim diesjährigen Davis-Cup-Finale.
Frankreich hat den begehrten Titel bereits 9-mal gewinnen können, die
Schweiz wartet noch auf den ersten Titelgewinn. 1992 stand die Schweiz
zum bisher einzigen Mal im Finale. Nach heroischem Kampf unterlagen
damals Marc Rosset und Jakob Hlasek den hochfavorisierten Amerikanern
rund um Agassi, Sampras, Courier und John McEnroe.
2014 ist die Situation eine ganz
andere. Mit Federer und Wawrinka haben die Schweizer die auf dem Papier
besseren Einzelspieler, Frankreich ist dafür in der Breite wesentlich
besser aufgestellt, hat den Heimvorteil, verbunden mit der freien Wahl
des Belags. Im Vorfeld wird eine ganz ausgeglichene Partie erwartet.
Doch am 15. November ändert sich alles schlagartig. Beim Masters in
London kommt es im Halbfinale zur denkwürdigen Partie zwischen den
beiden Schweizer Ausnahmekönnern. Beide zeigen sich in guter Form und
liefern sich eine dramatische und über weite Strecken hochklassige
Partie, welche fast drei Stunden dauert. Wawrinka ist dem Sieg ganz
nahe, doch dann beginnt das grosse Nervenflattern. Insgesamt vier
Matchbälle kann er nicht nutzen und patzt dabei am Netz. Bei den
Matchbällen fehlen Geduld und Übersicht und so kann Federer die Partie
noch drehen. Für Wawrinka eine ganz bittere Niederlage - kann er dies
verkraften und bereits in wenigen Tagen wieder mit Ruhe und
Selbstvertrauen auftreten? Federer seinerseits verletzt sich in der
Schlussphase am Rücken und kann am darauffolgenden Tag nicht zum Finale
gegen Novak Djokovic antreten. Was heisst das für den Davis-Cup der
kommenden Woche? Kann Federer überhaupt antreten? Innert weniger Stunden
haben sich die Vorzeichen im Hinblick auf das Finale gegen Frankreich
gründlich verändert - dunkle Wolken sind über dem Schweizer Tennishimmel
aufgezogen...
Hinzu kommt, dass gewisse Medien über zwischenmenschliche Probleme
berichten. Auslöser ist ein unsportlicher Zwischenruf von Mirka Federer
in der Schlussphase des Halbfinals, über welchen sich Wawrinka sichtlich
aufregt. Sowohl Federer als auch Wawrinka versichern jedoch, dass dies
innert weniger Minuten ausdiskutiert wurde und kein Thema mehr sei. Sie
seien keine Feinde, sondern Freunde, so der Tenor.
In den nächsten Tagen ist Federers
Rücken das Hauptthema. Wann wird er das erste Mal auf Sand trainieren
können? Wird ihn Coach Severin Lüthi für das erste Einzel überhaupt
nominieren? Klar ist, die Voraussetzungen sind alles andere denn
optimal. Ganz
anders die Situation im französischen Team. Die Spieler haben
grösstenteils wenig im Herbst gespielt und fast alles dem Davis-Cup
untergeordnet. Die Trainings seien sehr gut verlaufen, die Spieler
bereit und in sehr guter Verfassung, so wird berichtet.
Freitag, 21. November
Im ersten Einzel treffen Jo-Wilfried Tsonga und Stan Wawrinka
aufeinander. Wawrinka beginnt hervorragend, er wirkt ruhig und
selbstsicher. Nach gewonnenem ersten Satz, kommt Tsonga zwar besser ins
Spiel, doch in Satz 3 und 4 ist Wawrinka wieder überlegen und diktiert
die Partie mit seinen wuchtigen Grundschlägen. Ein idealer Auftakt für
die Schweiz und Wawrinka vielleicht mit der besten Leistung seiner
Davis-Cup-Karriere.
Die "Wunderheilung" ist eingetreten,
Roger Federer steht auf dem Platz und spielt im zweiten Einzel gegen
Gael Monfils. Doch Federer wirkt gehemmt, hat grosse Timing-Probleme und
steht auf verlorenem Posten gegen einen exzellent spielenden Monfils.
Eine ziemlich heftige Klatsche in drei Sätzen. Federer danach geknickt?
Das Gegenteil ist der Fall. Trotz Niederlage zeigt sich Federer sehr
zuversichtlich und streicht das Positive heraus: Der Rücken habe keine
Schmerzen mehr bereitet, im Verlaufe der Partie sei er immer besser ins
Spiel gekommen und es sei für ihn äusserst wichtig gewesen diese drei
Sätze zu spielen. Heute sei die Verletzung noch in seinem Kopf quasi als
hemmender Geist herumgeschwirrt, doch erwarte er von sich eine
Steigerung im Hinblick auf die nächsten beiden Tage. Und: er sei bereit
für das Doppel...
Samstag, 22. November
Im Doppel stehen sich Benneteau/Gasquet und Federer/Wawrinka
gegenüber. Vor dem Davis-Cup-Finale galt Frankreich im Doppel als
deutlicher Favorit. Zwar haben Federer/Wawrinka 2008 in Peking
überraschend Gold im Doppel gewonnen, doch seither waren die gemeinsamen
Doppelauftritte wahrlich keine Offenbarung. Häufig hatte man den
Eindruck, dass da zwei Einzelspieler am Werke sind, die jedoch nicht als
harmonierendes Doppel auftreten. Die letzten vier Davis-Cup-Doppel
wurden alle verloren. Frankreich dagegen stellte in der jüngeren
Vergangenheit fast immer sehr gute Doppel. Mit Michael Llodra wurde
jedoch der potentiell stärkste Doppelspieler nicht für das Team
nominiert und Tsonga sitzt nur auf der Bank. Schonung für das morgige
Einzel gegen Federer oder stimmen die Gerüchte, dass Tsonga mit
Ellbogenproblemen zu kämpfen hat?
Federer/Wawrinka beginnen wie die
Feuerwehr: Stark aufschlagend, am Netz wie eine Wand und mit druckvollen
Grundschlägen. Es ist eine Einheit und so etwas wie die
Wiederauferstehung nach 6 Jahren und Olympia-Gold. Nur in Satz 2 können
die Franzosen dagegen halten und haben ihre Chancen. Insgesamt ist das
CH-Duo klar überlegen und bringt die Schweiz mit 2:1 in Führung.
Wawrinka erneut mit einer ganz starken Leistung und viel Verantwortung
übernehmend, Federer wie verwandelt gegenüber dem Vortag. Mit diesem
klaren Ausgang hätten wohl nur die wenigsten gerechnet - Vorteil
Schweiz.
Sonntag, 23. November
Im dritten Einzel stehen sich Richard Gasquet und Roger Federer
gegenüber. Gasquet konnte im gestrigen Doppel nicht überzeugen, wurde
jedoch aufgeboten, da Tsonga tatsächlich verletzungsbedingt passen muss.
Alles hat sich in den letzten Tagen gedreht. Von der Selbstsicherheit
der Franzosen, welche im Vorfeld betont wurde, ist wenig geblieben. Die
Zweifel im CH-er Team sind endgültig überwunden.
Und so verläuft dann auch das Einzel.
Federer ist drückend überlegen und jederzeit der Chef auf dem Platz.
Gasquet wirkt gehemmt, macht läuferisch einen schwachen Eindruck und
vermittelt zu keinem Zeitpunkt den Eindruck, dass er an seine Chance
glaubt. Nach
einem 6:4, 6:2 und 6:2 Erfolg ist es soweit: Die Schweiz gewinnt
erstmals in der Geschichte den Davis-Cup -
allez les rouges!!!
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