WTA
Championships 2012 in Istanbul
Zum
zweiten Mal nach 2011 wurden die WTA Championships in Istanbul
ausgetragen, für welche sich jeweils die acht besten Spielerinnen der
Saison qualifizieren. Die Türkei ist nicht gerade eine Tennisnation,
als Austragungsort für diesen Anlass hat sich Istanbul jedoch eine
hervorragende Note verdient. Alle Spielerinnen zeigten sich begeistert
über das enorme Zuschauerinteresse, über die Stimmung in der Halle und
die ganze Organisation des Anlasses. Die
Auslosung ergab die folgenden beiden Gruppen: Gruppe
weiss: Maria Sharapova, Agnieszka Radwanska, Petra Kvitova, Sara Errani Gruppe
rot: Victoria Azarenka, Serena Williams, Angelique Kerber, Na Li Bereits
in der Gruppenphase gab es hervorragendes Tennis zu sehen. Mehrere
Partien verliefen äusserst dramatisch und dauerten gegen drei Stunden. In
der Gruppe weiss setzte sich Maria Sharapova durch, Platz 2 ging an
Agnieszka Radwanska. Die Vorjahressiegerin Petra Kvitova musste nach der
1. Partie krankheitsbedingt aufgeben und wurde durch Samantha Stosur
ersetzt. In der
Gruppe rot war man in erster Linie gespannt, wie sich Serena Williams
präsentieren wird, hatte sie doch nach dem Gewinn der US Open keinen
Ernstkampf mehr bestritten. Williams gewann zwar ihre ersten beiden
Partien gegen Kerber und Na Li in zwei Sätzen, machte dabei jedoch
keinen unwiderstehlichen Eindruck. Insbesondere beim Aufschlag zeigte
sie ungewohnte Schwächen. Öfters sah man sie hadernd auf dem Platz.
Trotzdem hatte sie sich bereits nach den ersten beiden Spielen für das
Halbfinale qualifiziert. In einem Interview zeigte sie sich jedoch nicht
zufrieden mit ihren bisherigen Auftritten. Sie müsse sich in den
weiteren Matches eindeutig steigern, wenn sie um den Titel mitspielen
möchte. Sie müsse ihren Aufschlag wiederentdecken und zu mehr Lockerheit
auf dem Platz finden... Gesagt,
getan! Im abschliessenden Gruppenspiel gegen die Weltranglistenerste
Victoria Azarenka zeigt sich Williams enorm verbessert. Die Präsenz auf
dem Court ist eine andere, sie wirkt entschlossener und fokussierter und
so gewinnt sie in einer hochklassigen und äusserst intensiven Partie
mit 6:4 und 6:4. Azarenka spielt auf einem sehr guten Level, ist jedoch
deutlich unruhiger und zeigt öfters ihren Unmut nach Fehlern. Bei einem
Seitenwechsel ist etwas ganz interessantes zu beobachten. Serena
Williams hat eine Zeichnung erhalten, welche sie mit einer umgehängten
Goldmedaille zeigt (erinnert sei an die Olympischen Spiele von London).
Diese Zeichnung hat sie in ihr Tennisbag eingepackt und ist deutlich zu
erkennen. Video-Link:
Serena
Williams - Victoria Azarenka (Partie in voller Länge; die
angesprochene Szene ist bei ca. 1'11h einsehbar) Serena Williams scheint wieder einmal in die mentale
"Trickkiste" gegriffen zu haben! Mit einfachen Mitteln lässt
sich oft vieles bewirken... In
der Folge ist Williams nicht mehr aufzuhalten. Sie hat ihren Rhythmus
gefunden, wirkt zentriert und enorm selbstbewusst. Das Halbfinale gegen
Radwanska wird zum Spaziergang. Nach harten Gruppenspielen ist die Polin
physisch ausgelaugt und hat nicht den Hauch einer Chance. Im Finale
kommt es dann wieder einmal in einem grossen Endspiel zum
Aufeinandertreffen zwischen Maria Sharapova und Serena Williams. Ohne
Zweifel sind es die derzeit beiden populärsten Tennisspielerinnen mit
der grössten "Strahlkraft" und so wird die Begegnung auch als
Traumfinale bezeichnet. In den letzten Jahren behielt Williams stets die
Oberhand in diesen Direktbegegnungen, zum Teil sogar sehr deutlich wie
zuletzt im Finale der Olympischen Spiele. Dieses Mal kann Sharapova
zumindest resultatmässig besser mithalten. Letztlich gewinnt Serena
Williams mit 6:4 und 6:3 und gewährt dabei ihrer Gegnerin keine einzige
Breakchance. Selbst durchbricht sie den Aufschlag von Sharapova drei Mal
und spielt dabei Returns wie von einem anderen Stern. Es ist schlicht
und einfach zu gut, was die Amerikanerin spielt - Sharapova wirft alles
in die Waagschale, was sie leisten kann, doch findet sie kein Mittel. Am
Ende stehen in der Statistik bei Williams 40 Gewinnschlägen nur 14
unerzwungene Fehler gegenüber. Eine gewaltige Bilanz und ein Beleg für
die herausragende Leistung. Mit
31 Jahren wird Williams die älteste Masters-Siegerin aller Zeiten. Und
es ist beeindruckend mit welcher Motivation, mit welcher Leidenschaft
Serena Williams nach wie vor am Werke ist, nachdem sie im Jahre 1999 ihren ersten
Titel bei einem Grand-Slam-Turnier gewinnen konnte. Im Finale übrigens
gegen Martina Hingis.
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