WTA Finals 2014 in Singapur
Während Roger Federer in Kalenderwoche 43 seinen 6. Titel bei seinem
Heimturnier in Basel feiern konnte, fanden bei den Damen bereits die WTA
Finals statt. Für dieses Saisonabschussturnier qualifizieren sich
jeweils die acht besten Spielerinnen der Jahreswertung. Im
Unterschied zu allen anderen Turnieren wird zunächst im Gruppenmodus
gespielt: Zwei Gruppen à 4 Spielerinnen, danach geht es mit den
Halbfinals im K.O.-System weiter. Die Auslosung führte zu den beiden
folgenden Gruppen:
Gruppe rot: Serena Williams, Simona Halep, Ana Ivanovic, Eugenie
Bouchard Gruppe
weiss: Maria Sharapova, Petra Kvitova, Agnieszka Radwanska, Caroline
Wozniacki
Hochspannung bereits in der Gruppenphase, da es in beiden Gruppen sehr
eng zu und her ging - eine kurze Zusammenfassung der Ereignisse:
Gruppe rot:
Nachdem der Start der Weltnummer 1, Serena Williams,
lange Zeit ungewiss war, aufgrund einer in Peking erlittenen
Knieverletzung, zeigte sie sich im ersten Gruppenspiel gegen Ana Ivanovic gut erholt und bereit für die Titelverteidigung. Auch Simona
Halep startete gut ins Turnier und gewann ihre Partie ebenfalls in zwei
Sätzen.
Dann kam es zur denkwürdigen Partie zwischen den beiden. In
gerade mal 65 Minuten deklassierte die Rumänin die Weltranglistenerste
mit einem nie für möglich gehaltenen 6:0 und 6:2. In Satz 1 gewann
Williams ganze 7 Punkte. Halep meinte danach, dass sie wohl die Partie
ihres Lebens gespielt hätte, für Williams dagegen ein totales Debakel.
Seit 1998 hatte sie nie mehr derart deutlich ein Tennismatch verloren.
Während Halep nahezu alles gelang, war Serena an diesem Tag aus
unerfindlichen Gründen nur ein Schatten ihrer selbst. Doch noch war
nicht alles verloren, denn es wartete das abschliessende Gruppenspiel.
Am Tag darauf zeigte sich Serena denn auch gut erholt, gewann in zwei
Sätzen gegen die junge Kanadierin Eugenie Bouchard und dankte danach
ihrem Coach, der sie wieder aufrichten konnte und ihr den Glauben an ihre
eigenen Stärken zurück gab. Vor dem abschliessenden Gruppenspiel
zwischen Halep und Ivanovic war die Konstellation folgendermassen:
Simona Halep stand mit zwei Siegen als Halbfinalistin bereits fest,
Ivanovic benötigte einen 2-Satz-Sieg, bei allen anderen Spielausgängen
würde Williams als Gruppenzweite ins Halbfinale einziehen. Nach hohem
Rückstand (1:5) drehte Ivanovic Satz 1 und gewann im Tie-Break. Doch
danach verlor sie den 2. Satz mit 3:6. Das 6:3 in Satz 3 war dann ein
versöhnlicher Abschluss für die Serbin. Gewonnen und trotzdem
ausgeschieden - so kann es beim Masters laufen.
Aufatmen dafür bei Serena Williams,
welche zu Protokoll gab, dass sie die Rolle als Zuschauerin überhaupt
nicht mochte, dem "Schicksal" gewissermassen ausgeliefert und tatenlos
zusehen zu müssen, ob das Turnier für sie weitergehen würde.
Gruppe weiss:
Caroline Wozniacki bestätigte ihre
ausgezeichnete Herbstform, welche sie u.a. auch ins Finale der US Open
führte und gewann alle ihre Gruppenpartien. Gegen Sharapova ein über
dreistündiger Thriller, gegen Kvitova und Radwanska ziemlich deutlich
in zwei Sätzen. Die Dänin somit überlegene Gruppenerste. Eng wurde es
dafür um Rang 2. Maria Sharapova verlor zwar ihre ersten beiden Partien,
mit einem 2-Satz-Erfolg über Radwanska hätte es dennoch gereicht die
Halbfinals zu erreichen. Und es sah gut aus für die Russin: Nach
gewonnenem Startsatz führte sie in Satz 2 mit 5:1, vergab dann jedoch
drei Matchbälle und gab die sichere Führung tatsächlich noch aus der
Hand. Nach verlorenem Tie-Break war das Ausscheiden besiegelt, auch wenn
sie sich in Satz 3 nicht hängen liess (etwas was Sharapova gar nicht
kennt!) und die Partie noch gewann. Durch den Satzgewinn landete
Radwanska auf Rang 2 - der Lohn für ein starkes Comeback in dieser
Partie.
Halbfinals:
Simona Halep zeigte sich erneut in
hervorragender Verfassung und gewann gegen Radwanksa deutlich mit 6:2,
6:2. Dramatisch
dagegen die Partie zwischen Williams und Wozniacki. Letztlich gewinnt
Serena einmal mehr eine Partie auf Augenhöhe, insbesondere auch dank
ihres legendären Kampfgeistes. Der dritte Satz endet im Tie-Break -
Serena nutzt ihren vierten Matchball zum 8:6. Ein erbitterter Fight auf
dem Platz, sehr gute Freundinnen ausserhalb des Platzes, welche in der
Freizeit auch öfters etwas gemeinsam unternehmen - auch das gibt es auf
der WTA-Tour :-)
Kleine Fussnote: Wozniacki wird in
wenigen Tagen beim New York Marathon an den Start gehen!
Finale Simona Halep - Serena
Williams:
Und so kommt es drei Tage nach dem Gruppenspiel, im Finale zur Neuauflage
zwischen Simona Halep und Serena Williams. Zwei Dinge sind im Vorfeld
eigentlich klar: Halep wird nicht ein zweites Mal ihre Partie des Lebens
spielen ;-), Williams wird nicht mehr derart fehlerhaft agieren und
im Finale eine ganz andere Gegnerin sein. Erwartet wird eine enge
Partie... Halep
startet erneut gut ins Match und es gelingt ihr das erste Break zum 2:1.
Serena kontert umgehend mit dem Re-Break. Doch ab diesem Zeitpunkt nimmt
die Partie einen sehr einseitigen Verlauf, jedoch 180° in die andere
Richtung als noch in der Gruppenphase. Letztlich gewinnt Serena Williams
mit 6:3 und 6:0 und benötigt dafür nur 68 Minuten. Was für eine
Revanche! Von einer
Kanterniederlage zum Kantersieg gegen die gleiche Gegnerin innert
weniger Tage und auf dem identischen Platz...
Ist es eine Überraschung, dass Williams den Final gewinnen konnte? - In
keinster Weise, doch die Klarheit der beiden Ergebnisse ist absolut
aussergewöhnlich. Es ist ein Beispiel dafür, dass sich über Nacht
die Dinge grundlegend ändern können. An einem Tag fühlt man den Ball und
spielt wie in Trance, an einem anderen fällt jeder Schlag schwer und die
Sicherheit fehlt komplett. Im vorliegenden Fall kommt hinzu, dass Serena
Williams in einem Finale eine ganz andere Gegnerin ist. In ihrer
Karriere hat sie bisher 22 Grand-Slam-Finals erreicht. Die Bilanz: 18
Siegen stehen nur 4 Niederlagen gegenüber. Zudem hat Williams aus der ersten
Partie sicherlich sehr viel gelernt und trat mit einer anderen
taktischen Marschroute an. So sagte Williams zu ihrer Gegnerin bei der
Siegerehrung auf dem Platz: "You made me a better player." Gegenüber ihrer Gegnerin
hatte sie zudem einen enormen Erfahrungsvorteil. Alles Faktoren, die als
Erklärung herangezogen werden können und doch bleibt es spektakulär und
sorgt für Verwunderung. Noch spezieller wird die Geschichte durch den
Umstand, dass Williams erst durch die Schützenhilfe von Halep ins
Halbfinale rutschte...
"You made me a better player." - alle Lesenden sind dazu
eingeladen für sich zu überlegen, was das genau bedeutet, welche
Einstellung darin zum Vorschein kommt.
Doppelkonkurrenz
Fast unbeachtet traten auch die acht
besten Doppelpaarungen des Jahres in Singapur an, um die
Masters-Champions auszuspielen. Im Gegensatz zur Einzelkonkurrenz gab es
keine Gruppenspiele, sondern es wurde direkt mit den Viertelfinals
begonnen. Auch hier ereignete sich Sonderbares:
Das Duo Cara Black/Sania Mirza gewann
das Viertelfinale nach Abwehr eines Matchballs mit 6:3, 2:6 und 12:10 gegen Kops-Jones/Spears.
Im Halbfinale wehrten sie gleich drei Matchbälle ab, um schlussendlich
das Duo Srebotnik/Peschke mit 4:6, 7:5 und 11:9 niederzuringen.
Das Finale gegen die
Vorjahressiegerinnen Hsieh/Peng sollte dann jedoch zu einer ganz
einseitigen Partie werden. Black/Mirza, welche ihr letztes gemeinsames
Turnier bestritten, setzten sich mit 6:1 und 6:0 durch. Zuvor blieben
Hsieh/Peng in all ihren 12!!! Finalspielen siegreich, bevor die
Serie im 13. Final jäh gestoppt wurde...
|